Wien – nachhaltige Lebensqualität

Das nächste Projektmeeting Office 21 des Fraunhofer IAO vom 23. Bis 25. Oktober führt uns in die lebenswerteste Stadt der Welt: Wien. Bereits zum achten Mal in Folge hat es die 1,8 Millionen Metropole zu dieser Auszeichnung durch „Mercer“ geschafft. Und im Sustainable City Index von Arcadis belegt sie Platz 4.

Bild: „Schloss Schönbrunn“ von jpeter2. Lizenz: Pixabay

Der Lebenswert spiegelt sich schon in der Vielzahl an visuellen, musikalischen, kulinarischen, historischen, kulturellen und wissenschaftlichen Assoziationen, die einem zu Wien einfallen und einen wahren Sinnesrausch im Kopf entstehen lassen: Musik von Mozart oder Mahler bis zum Donauwalzer, Architektur von der Hofburg und Schloss Schönbrunn bis zum Secessionsgebäude, vom Stephansdom bis zu Hundertwasserviertel, Ringstraßenpalais oder UNO-City, Kulinarik vom Schnitzel bis zum Kaiserschmarrn, vom Heurigen bis zum Apfelstrudel, Kultur vom Burgtheater bis zur Staatsoper, donaumonarchische Kultstätten wie die Kapuzinergruft, die Sissi-Gemächer oder die Spanische Hofreitschule, Vergnügungsorte wie der Wienerwald, Grinzing oder der Prater mit dem weltberühmten Riesenrad, Literatur von Hofmannsthal, Nestroy oder Schnitzler, Sigmund Freuds und Alfred Adlers Psychoanalyse und legendäre Events wie der Opernball oder das Neujahrskonzert der Wiener Symphoniker. Wien ist mehr als eine Stadt: Wien ist ein Lebensgefühl.

Bei aller Liebe zu den gesammelten „Sachertorte an der schönen blauen Donau“-Visionen sollte man Wien nicht nur als einen Ort mit über 4000-jähriger Geschichte und entsprechendem Traditionsreichtum schätzen. Wien war immer auch ein Ort der Innovationen, der in seinen Blütezeiten künstlerisch, gesellschaftlich, wissenschaftlich und architektonisch Zukunftweisendes hervorgebracht hat.

Erste Siedlungen lassen sich bereits in der Altsteinzeit nachweisen – bereits damals wurden übrigens Knödel gegessen, wie archäologische Funde zeigen. Eine erste Blütezeit erlebte Wien nach seiner Erhebung zur Residenzstadt 1172. 1358 wurde hier nach Prag die zweite Universität im deutschsprachigen Raum gegründet. (Heute verteilen sich über 18.000 Studierende auf neun Universitäten, mehrere Fachhochschulen und fünf private Universitäten. Damit ist Wien die größte Universitätsstadt der DACH-Region.)

Aus dem 14. Jahrhundert stammen auch die gotischen Teile des Stephansdoms, bis heute Wiens Wahrzeichen. Nach den Türkenbelagerungen im 16. und 17.

Bild: „Schloss Belvedere“ von Anemone123. Lizenz: Pixabay

Jahrhundert erlebte Wien eine Hochzeit, in der viele bekannte Gebäude entstanden, wie etwa das Belvedere, die Karlskirche, das Palais Schwarzenberg, die Hofbibliothek oder die Winterreitschule. Unter der Herrschaft von Kaiserin Maria-Theresia (ab 1740) fand in Wien die sogenannte Reformperiode statt; Krankenhäuser wurden erbaut und der Prater für die Bevölkerung geöffnet. Gloriette und Schloss Schönbrunn stammen ebenfalls aus dieser barocken Phase.

In der Biedermeierzeit Anfang des 19. Jahrhunderts, nach dem Wiener Kongress 1814, entwickelte sich die Kaffeehaus- und Heurigenkultur, begleitet von Theater- und Walzerbegeisterung.

Bild: „Rathaus Wien“ von Photosforyou. Lizenz: Pixabay

Gründerzeit und Ringstraßenarchitektur

Prägend für das heutige Stadtbild war jedoch die Gründerzeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, für die die Ringstraßenarchitektur charakteristisch ist. Auf der gesamten Strecke von 5,3 Kilometern verteilen sich hier zahlreiche monumentale Bauten. Besonders die Staatsoper im Stil der Neorenaissance oder das Kunsthistorische Museum, das zu den größten und bekanntesten Museen der Welt zählt, sind hier zu nennen. Auch das neogotische Wiener Rathaus sowie das neobarocke Burgtheater sind beeindruckend. Geprägt wurde der pluralistisch-historisierende Stil der Ringstraße von bekannten Architekten wie Theophil von Hansen, Karl Freiherr von Hasenauer, Gottfried Semper und Friedrich von Schmidt.

Fin du siècle und Aufbruch ins 20. Jahrhundert

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Wien eine neue Strömung: der Jugendstil. Die Gebäude Otto Wagners, eines Vertreters der geometrischen Variante des Jugendstils, prägen das Stadtbild bis heute: zum Beispiel die Stationen, Geländer und Brücken der ehemaligen Stadtbahnen, die Kirche am Steinhof oder die Postsparkasse.

Als eines der faszinierendsten Jugendstil-Gebäude gilt die Wiener Secession mit ihren goldenen, floralen Ornamenten. Joseph Maria Olbrich erbaute sie 1898 als erstes Ausstellungsgebäude Mitteleuropas, das sich ausschließlich der Kunst widmete.

Wien in der Gegenwart

Da Wien die Weltkriege vergleichsweise glimpflich überstanden hat, findet sich hier bis heute eine unglaubliche Stilvielfalt, die sich zu einem einzigartigen Ganzen verbindet und mit innovativer Gegenwartsarchitektur verschmilzt.

In den 1970er Jahren entstand die UNO-City. In den 1980ern sorgte Friedensreich Hundertwasser mit dem Hundertwasserhaus, dem Kunst Haus Wien und der Müllverbrennungsanlage Spittelau für Aufmerksamkeit. Seine bunten Bauten, die schöpferische Freiheit und den Einklang mit der Natur verkörpern, ziehen zahlreiche Touristen an.

Seit den 90er Jahren ist Donau-City das größte Stadtentwicklungsprojekt Wiens. Heute ist sie mit viel Glas, Stahl und Beton der modernste Teil der Stadt und die Skyline wächst stetig. Zahlreiche Türme erreichen eine Höhe von über 100 Meter. Und auch das größte Gebäude Wiens steht hier: Der 220 Meter hohe DC Tower 1 von Stararchitekt Dominique Perrault. Bei der Planung neuer Gebäude und Hochhäuser behält man jedoch den Schutz der historischen Bausubstanz im Auge.

Gegenwärtig entstehen neue Wohn- und Büroviertel auf den Flächen rund um den Hauptbahnhof und den Nordbahnhof, die wir bei unserer Exkursion anlässlich des Projektmeetings Office 21 näher unter betrachten werden – ebenso wie die einzigartige Online-Einbindung der Bürger in die Planung neuer Entwicklungsprojekte.