Renzo Piano: Bauen gegen die Schwerkraft

Teil 7 der Plateau RED-Reihe „Inspirierende Persönlichkeiten der Architektur“

Renzo Piano –  Italienischer Stararchitekt
*1937

Bild: „Renzo Piano (2015)“ von Columbia GSAPP. Lizenz: CC BY 2.0

Renzo Piano gilt als Großmeister der Bautechnik. Der Träger des renommierten Pritzker-Preises und Senator auf Lebenszeit in Italien ist der „Vater“ des Centre Pompidou in Paris und weltberühmt für sein Spiel mit Licht und Leichtigkeit. Zu seinen bekanntesten Bauwerken zählen neben dem Centre Pompidou das Zentrum Paul Klee in Bern, das Weltstadthaus in Köln, der Potsdamer Platz in Berlin, der Flughafen von Osaka und der mit 310 Metern höchste Wolkenkratzer der EU: „The Shard“ in London.

2017 feierten sowohl der Stararchitekt als auch sein Centre Pompidou runden Geburtstag. An Rente denkt der 80-jährige Piano aber noch lange nicht. Ganz im Gegenteil: Im Frühjahr diesen Jahres hat er sein aktuellstes Projekt eingeweiht, das Kunst- und Kulturzentrum Centro Botín in Santander (Spanien). Das Gebäude scheint über dem Wasser zu schweben und reiht sich damit ein in Pianos vielfältige Baukunst, die immer wieder mit Offenheit, Leichtigkeit und Dynamik spielt. Licht übernimmt dabei eine zentrale Rolle. Pianos Gebäude wirken schwerelos und betten sich harmonisch in die Landschaftsumgebung ein. Dennoch bleiben sie dem Betrachter im Gedächtnis.

Eine charakteristische Handschrift hat der Sohn eines Bauunternehmers trotz seiner Tendenz zum Leichtbau allerdings nie entwickelt. Ihm geht es um die Funktion und die Bedeutung der Gebäude, nicht um einen einheitlichen Baustil. Piano liebt Gegensätze, erfindet sich immer wieder neu und experimentiert gerne mit verschieden Materialien wie Ton, Maschendrahtzaun, Holz oder Papier. Piano möchte seine Architektur den Menschen zugänglich machen, für Menschen bauen. Bei den zahlreichen von ihm entworfenen Museumsbauten beispielsweise geht es laut Piano folglich nicht um die Kunst selbst, sondern vielmehr darum, die Menschen mit der Kunst zusammenzubringen. Am liebsten baut der passionierter Segler in peripheren Zonen, denn dort, so sagt er, läge die Stadt der Zukunft.

Nach seinem Abitur studierte Piano an den Universitäten Mailand und Florenz Architektur. Seinen beruflichen Werdegang begann er mit dem Entwerfen von Dachstrukturen. Seinen großen Durchbruch hatte Piano im Alter von 34 Jahren, als er gemeinsam mit seinem Kollegen Richard Rogers den Wettbewerb für das Centre Pompidou in Paris gewann. Dies war der Auftakt zu einer beispiellosen Karriere, in deren Rahmen Piano einige der bekanntesten Gebäude der Welt entwarf und verschiedenste Gastprofessuren innehatte. Gewürdigt wurde die Leistung des Stararchitekten unter anderem 1998 mit der Verleihung des Pritzker-Preises. 2013 wurde Piano zudem vom italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano zum Senator auf Lebenszeit ernannt. Seit 1978 präsentiert der Vater dreier Kinder seine architektonischen Ideen auf zahlreichen Ausstellungen, zum Beispiel auf der Pariser Schau „Renzo Piano, un regard construit“. Piano leitet außerdem Planungsbüros in Genua, Paris und Berlin unter dem Namen „Renzo Piano Building Workshop“ (RPBW).